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Produktinnovationen

PEPP-Herausforderungen meistern – kostengünstig und effizient

Von Andreas Pretzsch / 1. Dezember 2021

Mit der Einführung der Europarente PEPP hat die EU eine grenzüberschreitende freiwillige Altersvorsorgelösung geschaffen, die eine zeitgemäße Ergänzung zu bestehenden Rentenprodukten bieten soll. Die Europarente eröffnet zahlreiche Chancen, die Umsetzung stellt Anbieter und deren IT-Systeme aber vor einige Herausforderungen. Nachfolgend ein Überblick über die Herausforderungen bzw. Kritikpunkte sowie mögliche Lösungswege.

Kostendeckel beim Basis-PEPP

Vor allem der im Basis-PEPP vorgesehene Kostendeckel, der ein Prozent der jährlichen Beiträge nicht überschreiten darf, stößt auf Kritik. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hält den Kostendeckel für zu niedrig, wie aus einem Positionspapier vom 12. Dezember 2019 hervorgeht. Allerdings ist das Basis-PEPP, das von jedem Anbieter zwingend angeboten werden muss, nur eine von sechs Produktvarianten. Für die weiteren fünf Varianten gelten weit weniger strenge Vorgaben und sie erlauben eine völlig andere Kostenstruktur. Mit einem modernen Verwaltungssystem können Versicherer diesen Gestaltungsspielraum ausschöpfen und neben dem Basis-PEPP auch rentablere PEPP-Produkte auf den Markt bringen.

Online-Vertrieb als zentraler Vertriebsweg

PEPP ist ein komplexes Produkt, vor allem aufgrund der Regulatorik und der unterschiedlichen Anlageoptionen. Nach dem Willen der EU-Behörden soll der Online-Vertrieb der zentrale Vertriebsweg für die Europarente sein. Experten zweifeln jedoch daran, dass ein reiner Online-Vertrieb ausreicht. „Ob ein grundsätzlich beratungsintensives Thema wie die Altersvorsorge komplett online vertrieben werden kann, ist fraglich“, so Michael Hoppstädter, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Longial, in einer Pressemitteilung vom 19. April 2021. Den klassischen Vertrieb über Banken, Versicherungsvertreter und -makler sieht er bei PEPP weniger. Das sei mit dem vorgesehenen Kostendeckel kaum machbar, fürchtet Hoppstädter.

Umso bedeutender ist es für potenzielle Anbieter, ihre digitalen Vertriebskanäle auszubauen und zu verbessern. Mit einem optimal gestalteten Online-Vertrieb in Verbindung mit einem modernen Verwaltungssystem lässt sich zudem der Kostendeckel von einem Prozent beim Basis-PEPP einhalten. Ein effizienter Online-Vertrieb ist auch mit Blick auf neue Wettbewerber dringend geboten. Die klassischen Altersvorsorge-Anbieter stehen in Konkurrenz zu InsurTechs, FinTechs oder Assetmanagern, die die neue Europarente ebenfalls anbieten dürfen und deren digitale Geschäftsmodelle bereits weit fortgeschritten sind.

Beitragsgarantie beim Basis-PEPP

Eine weitere Herausforderung ist die beim Basis-PEPP vorgesehene Beitragsgarantie. Anbieter müssen bei dieser Standard-Variante sicherstellen, dass der Kunde sein Kapital zurückerlangt. Das kann z.B. durch eine jährliche Beitragsgarantie (harte Garantie) erreicht werden. Der Kapitalerhalt wird in diesem Fall durch eine risikoarme Anlagestrategie gewährleistet.

Beitragsgarantien sind in der Altersvorsorge angesichts anhaltend niedriger Zinsen jedoch schwierig umzusetzen. Unter den aktuellen Rahmenbedingungen sei eine Bruttobeitragsgarantie immer schwieriger darzustellen, heißt es in einem Ergebnisbericht der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV) zu Garantien in der bAV im Niedrigzinsumfeld, der im Februar 2021 veröffentlicht wurde.

Um im Vergleich zu Garantien bessere Ergebnisse bei der Versorgungsleistung zu erzielen, erlaubt PEPP noch andere Arten von Risikominderungstechniken wie z.B. Lebenszyklusmodelle. Hier sind zu Beginn der Ansparphase renditeträchtigere Anlagen möglich, später muss das Kapital in sichere Anlagen umgeschichtet werden. Mit einer flexiblen Softwarelösung, die eine schnelle, automatisierte Umschichtung des Kapitals unterstützt, können solche Modelle höchst effizient umgesetzt werden.

Steuerliche Förderung

Stichwort: Förderung. Die Nachfrage nach PEPP seitens der Kunden wird stark davon abhängen, inwieweit die Produkte steuerlich gefördert werden. Die EU überlässt es den einzelnen Mitgliedsländern, ob und wie sie die Europarente fördern wollen. Damit liegt ein wesentlicher Erfolgsfaktor für PEPP in den Händen der einzelnen Mitgliedsstaaten.

In Deutschland wurde über eine steuerliche Förderung noch nicht abschließend entschieden. Allerdings soll eine Förderung grundsätzlich möglich sein, wenn das PEPP-Produkt dieselben Vorgaben erfüllt, die auch für andere geförderte Altersvorsorgeprodukte gelten. So lautet die derzeitige Sprachregelung des Bundesfinanzministeriums.

Da die Altersvorsorge in den einzelnen EU-Ländern unterschiedlich geregelt ist, stehen potenzielle Anbieter vor der Aufgabe, die l länderspezifischen Regularien und Fördermöglichkeiten in ihren Systemen abzubilden. Doch mit der Auslagerung dieser Aufgaben an einen spezialisierten Dienstleister lassen sich die unterschiedlichen Vorgaben ressourcenschonend umsetzen. Von Vorteil ist, dass PEPP-Anbieter nicht dazu verpflichtet sind, zeitgleich in allen oder mehreren EU-Ländern mit einer Europarente anzutreten. Sie können stattdessen schrittweise vorgehen und die Europarente zuerst in den Ländern anbieten, in denen sie bereits mit anderen Produkten vertreten sind. Den PEPP-Regularien zufolge müssen sie erst innerhalb von drei Jahren in einem weiteren EU-Land ein PEPP-Produkt anbieten.

Herausforderungen mit Standardlösung bewältigen

Für die erfolgreiche Bewältigung dieser Herausforderungen spielt die IT eine herausragende Rolle. Für den Einsatz einer Standardsoftware sprechen vor allem zwei Argumente: Kosten und Zeit. Mit Hilfe einer entsprechend konzipierten Softwarelösung, die einen hohen Automatisierungsgrad aufweist, lassen sich die Verwaltungskosten deutlich senken. Die Umsetzung regulatorischer Vorgaben und steuerlicher Förderungen kann der externe Dienstleister übernehmen. Das entlastet interne Ressourcen und schafft Freiraum, um sich auf wettbewerbsrelevante Themen zu konzentrieren. Anwender sind immer auf dem aktuellen Stand und müssen sich nicht selbst darum kümmern, welche gesetzlichen oder regulatorischen Änderungen umgesetzt werden müssen. Das schafft Investitionssicherheit und Kostenvorteile, da sich die Aufwände für Entwicklung und notwendige Anpassungen auf zahlreiche Nutzer verteilen.

Fazit

Versicherer sollten sich intensiv mit dem Thema PEPP auseinandersetzen. Ob die Produktpalette künftig um die Europarente erweitert wird, ist eine strategische Entscheidung. Diejenigen, die PEPP in ihr Sortiment aufnehmen, stehen vor einigen Herausforderungen, doch zugleich bieten sich ihnen ausgezeichnete Chancen zur Internationalisierung und zur Gewinnung neuer Märkte und Kundengruppen. Bislang gibt es noch kein grenzüberschreitendes Altersvorsorgeprodukt, aber es gibt viele junge Menschen in Europa, die beruflich höchst mobil sind und großes Interesse an einer Europarente haben dürften.

Der Einsatz einer modernen Standardlösung eröffnet Anbietern den Handlungsspielraum, um dieses Potenzial zu heben. msg life ist sich dessen bewusst und verfolgt intensiv die weiteren Entwicklungen zu PEPP seitens der Gesetzgeber sowie auf den internationalen Märkten.

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